Sie wurde geliebt und gehasst, grenzenlos bewundert und gnadenlos angegriffen. Autor Thomas Voigt erinnert sich an seine Begegnungen mit der einzigartigen Sopranistin Elisabeth Schwarzkopf, die heuer 100 Jahre alt geworden wäre.Her Master’s Voice“ – das war kein Wortspiel eines boshaften Journalisten, sondern ihre höchst eigene Erfindung. Sie selbst hat sich so bezeichnet und damit allen den Wind aus den Segeln genommen, die mehr oder weniger wohlwollend andeuteten, dass ihre Stimme das Geschöpf ihres Herrn und Meisters sei, des Plattenproduzenten Walter Legge. Er war ab 1946 ihr Mentor, ab 1953 ihr Ehemann. Und er entwickelte mit ihr jenen unverwechselbaren Schwarzkopf-Sound, der auf zahllosen Platten um die Welt ging. Neben der Callas war Schwarzkopf die wichtigste Stimme auf Legges Klangbühne. Als die beiden sich kennenlernten, hatte er bereits eine beachtliche Karriere bei „His Master’s Voice“ gemacht. Zu seinen ehrgeizigsten Projekten gehörte die „Hugo Wolf Society“. Wie grenzenlos Legges Leidenschaft für das Liedschaffen von Wolf war, bekam Schwarzkopf sogleich beim Vorsingen zu spüren: Er hatte sie gebeten, das Lied Wer rief dich denn? vorzubereiten und triezte sie so lange, bis Herbert von Karajan es nicht mehr aushielt. „Du bist ein Sadist! Kreuzige das Mädchen nicht! Ich hab dir schon vor Wochen gesagt, dass sie die vielleicht beste Sängerin in Mitteleuropa ist!“
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