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Daniel Hope: Jubiläumsjubilar - Daniel Hope: Jubiläumsjubilar

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Unser Kolumnist ist gerade 40 geworden und macht sich für uns auf dem 75. Geburtstag des Lucerne Festivals Gedanken über 50 Jahre klassische Musik.  Daniel, wo erwischen wir Sie gerade?
Beim Lucerne Festival, das in diesem Jahr auch ein Jubiläum feiert: 75stes. Es gibt ein unglaubliches Line-up: Claudio Abbado, Mariss Jansons, Daniel Barenboim, Pierre Boulez und Simon Rattle sind da. Ich fühle mich sehr geehrt, dabei zu sein zu dürfen.

Foto: privat

Plakat des Lucerne Festivals von 1939.

Apropos Jubiläum: Sie wurden gerade 40 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch! Gab es eine große oder kleine Party?
Ich habe klein und fein gefeiert, auf Mallorca mit Familie und Freunden. Woanders wurde jedoch etwas größer gefeiert. Mein Freund Matthias Schorn, Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker, hat beim Openair-Konzert bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern das Publikum mit 3000 Leuten für mich singen lassen und es als Videobotschaft auf meine Facebook Seite gepostet!

Auch wir bei crescendo feiern ja Jubiläum – 15 Jahre crescendo und 50 Jahre Klassikzeitschriften. Auch wenn Sie erst 40 sind: Waren es gute 50 Jahre in der klassischen Musik?
Ich würde sagen, über die letzten 50 Jahre hat die klassische Musik eine Art Revolution erlebt. Es waren tolle Jahre mit sehr viel aufregender Musik.

Viele sagen ja immer: früher war alles besser. Callas, Karajan und Co. waren noch richtige Stars mit Persönlichkeit, die würde man heute vergebens suchen. Wie sieht man das als jemand, der ganz nah dran ist, im Klassikzirkus?
Ich liebe und verehre die großen Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Zum Glück ist ihr Vermächtnis, von dem wir nur lernen können, dank des Internets sofort zugänglich. Aber es gibt auch heute großartige Musiker, die die Musik über alles lieben und dieses auch kommunizieren wollen. Sie sollen ihre Chance bekommen.

Und die vergangenen 15 Jahre?
Die sehe ich etwas differnzierter: Die Phantasie blieb in den letzten 15 Jahren manchmal zugunsten des Marktes auf der Strecke. Und ein Markt macht nur eins – er legt einen Preis für alles fest. Die Rolle von Kultur muss jedoch über das wirtschaftliche hinausgehen – ihr Fokus sollte der Wert sein, nicht der Preis. Es gibt nur eine soziale Kraft, die stark genug ist, um ein Gegengewicht zur Vermarktung von kulturellen Werten zu bieten – unser Bildungssystem. Doch hier befinden wir uns im Jahr 2013; in unseren Schulen werden Kinder meistens ausgebildet ohne Musik, ohne bildende Kunst, Tanz oder literarische Künste. Die Ausbildung fördert in erster Linie eine Seite des Gehirns – die analytische und nummerische – während die andere Hälfte, die ganzheitliche, intuitive und ästhetische unterentwickelt bleibt. Ich bin ein großer Befürworter der musischen Erziehung. Der Zweck der Kunst­erziehung ist es aber nicht, mehr Künstler zu produzieren. Der eigentliche Zweck ist es, unserer Jugend eine humanistische Ausbildung zu ermöglichen, die sie befähigt, ein erfülltes und produktives Leben in einer freien Gesellschaft zu verwirklichen.

Das nehmen wir mal als Appell und Motivation für die kommenden 15 Jahr


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